TUHH Spektrum Oktober 2016 | Page 53

Eine Treppe , viele Erinnerungen

„ Wo war das noch mal ?“ hatten wir die spektrum-Leser in der vergangenen Ausgabe gefragt und ein Foto jener Treppe gezeigt , die vom Souterrain ins Hochparterre der „ Kaserne “ führte . Damals war das heutige Hauptgebäude noch eine baufällige Immobilie . Vier Leser haben sich gemeldet . Sie haben dort in den 80erund 90er-Jahren gewohnt , gearbeitet , geforscht , gelehrt oder studiert .
„ Liebe spektrum-Redaktion , natürlich erkenne ich die Treppe wieder . Sie befand sich hinter dem Haupteingang des Kasernengebäudes in der ehemaligen Schwarzenbergstraße 93 , heute Am Schwarzenberg-Campus 1 . Die Ästhetik des Fotos kann allerdings nicht den muffigen Geruch vermitteln , den ich mit diesem Bild noch assoziiere “, schreibt Professor Kai Borgeest aus Aschaffenburg . Der gebürtige Hamburger hatte von 1990 bis 1993 als Student in den hinter der Kaserne gelegenen Räumen einer ehemaligen Schule gebüffelt . Borgeest , der am damaligen Institut für Messtechnik bei Professor Jan Luiken ter Haseborg promovierte , ist heute selbst Professor . Im Zentrum für Kfz- Elektronik und Verbrennungsmotoren der Hochschule Aschaffenburg beschäftigt er sich mit der Abgasrückführung an PKW .
„ Es war feucht , dunkel , roch nach Pilzbefall und Urin und war ein beliebter Treffpunkt von Drogensüchtigen und Obdachlosen “, erinnert sich Wolfram Joachim . Damals , 1987 , war er von der TUHH als Hausverwalter für die Kaserne eingestellt worden . In deren angemieteten Räumen hatte er für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen und eine Werkswohnung . „ Im Westflügel wohnten Asylbewerber aus Kroatien und im Hauptteil und Ostflügel hatten außer der TUHH auch Gewerbetreibende zum Beispiel eine Massagepraxis und ein Tanzstudio sowie das Technische Hilfswerk Harburg Räume gemietet “, sagt Joachim , seit 2001 TUHH-Medientechniker .
Fotos : e
Jene Treppe führte zu einer 120 Quadratmeter großen Wohnung . 1990 zog die fünfiköpfige Familie von Mihai Cotaru aus Rumänien dort ein . Ein Jahr später kam zur Wohnung die Arbeit , als der gelernte Radio- und Fernsehtechniker an der TUHH eine Stelle als Betriebshelfer antreten konnte . „ Wir waren sehr froh über diese Startmöglichkeiten “, sagt er 27 Jahre später . Der damalige Kanzler und spätere Hamburger Polizeipräsidenten Dr . Justus Woydt ( 1938-2006 ) hatte den Auswanderern bei ihrer Integration geholfen . Heute ist Cotaru Rentner und engagiert sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit von TU HamburgIntegrativ .
Auch Professor Dittmar Machule kann sich „ noch gut an die Treppe erinnern “, denn als Stadtplaner und ehemaliger Professor der TUHH haben er und weitere Kollegen auf eigenen Wunsch in der Kaserne geforscht und gelehrt . Die wechselvolle Geschichte dieses Gebäudes beschäftigt ihn bis heute ( Seite 36 ). So hat der gebürtige Brandenburger , der viele Jahre in West- Berlin beheimatet war , seine Nachforschungen zu einem vielbeachteten Vortrag mit dem Titel „ Wie die TU nach Harburg kam und die alte Pionierkaserne ihr neues Hauptgebäude wurde “ verarbeitet .
JKW