TUHH Spektrum Oktober 2016 | Page 43

Gelebte Humanität Zwei Hamburger Schiffbaustudenten im Kampf gegen den globalen Hunger Fotos: Rene Schulthoff, European Union Naval Force Operation Atalanta, Illustration: fotolia Beide studieren Schiffbau, sie waren aktiv in der Fachschaft Schiffbau und im Studentenparlament. Beide sind leidenschaftliche Segler, lieben das Abenteuer. Beide haben im Sommer in den Semesterferien etwas ganz und gar Außergewöhnliches gemacht: Der eine rettete Flüchtlinge vor der Küste Libyens. Der andere begleitete als Marineoffizier im Golf von Aden UN-Nahrungsmitteltransporte auf ihrem Seeweg nach Somalia und Jemen und durchsuchte Handelsschiffe nach Waffen. Beide hat spektrum zu ihrer Motivation, ihren Erlebnissen und ihren Zukunftsplänen befragt. Jan Drumm (26) aus Andernach am Rhein hat vor der Küste Somalias im Auftrag der Vereinten Nationen Handelsschiffe nach Waffen durchsucht. Der Offizier der Bundesmarine, der an der TU Hamburg Schiffbau studiert, ist verpflichtet, in den Semesterferien in seinem Beruf zu arbeiten. Deshalb war er als Mitglied eines zwölfköpfigen Teams für die Bundesmarine am Horn von Afrika auf Schiffen der EU sowie UN im Einsatz. Till Rummenhohl (24) aus Göttingen hat an Bord der „Aquarius“ Flüchtlinge gerettet, die in Schlauch- und Holzbooten hilflos vor der Küste Libyens trieben. Er war Mitglied eines zehnköpfigen SAR-Teams (Search and Rescue) von „SOS Méditerranée (Organisation zur Rettung Schiffbrüchiger im Mittelmeer), das in Kooperation mit dem Verein Ärzte ohne Grenzen auf einem Schiff der Bremer Reederei Hempel Shipping unterwegs war. Wie kommt man auf die Idee, in den Semesterferien drei Monate lang Schiffe im Indischen Ozean nach Waffen zu durchsuchen beziehungsweise Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten? Europa. Ich habe in Hamburg oft mit Flüchtlingen gesprochen und viel zum Thema gelesen. Die Monate zwischen meinem Bachelorabschluss und dem Beginn des Masterstudiums wollte ich nutzen, um seemännische Erfahrung zu sammeln. Als ich dann über eine Freundin erfuhr, dass mit „SOS Méditerranée“ eine Nichtregierungsorganisation mit einem großen Rettungsschiff im Mittelmeer operiert, habe ich mich bei dieser für einen Einsatz beworben. Jan Drumm: Die Marine hat ein großes Interesse, Schiffbauingenieure einzusetzen. Diese Nachfrage deckt sich mit meinem persönlichen Interesse, das im Schiffbaustudium erworbene theoretische Wissen in der Praxis am System Schiff anwenden und dadurch mein Wissen vertiefen zu können. Unser Einsatz im Sommer erfolgte im Auftrag der UN im Rahmen des Welternährungsprogramms. Zum einen haben wir Schiffe nach Waffen durchsucht und zum anderen von der UN organisierte Nahrungsmitteltransporte Geleitschutz gegeben. Jeder der zahlreichen Einsätze war im EU-Hauptquartier London mit Unter- stützung von Vertretern der UN vorbereitet worden. In den vier Monaten bin ich von London zum jeweiligen Einsatzort in Afrika geflogen, um im Golf von Aden an Bord eines der Schiffe zu gehen. Till Rummenhohl: Seit ich als 15-Jähriger in der Schule eine Facharbeit über die Flüchtlingsroute im Mittelmeer geschrieben habe, beschäftige ich mich mit der Migration von Afrika nach Dieses Mädchen konnte gerettet werden. Till Rummenhohl hilft dem Kind an Bord der Aquarius.