Gelebte Humanität
Zwei Hamburger Schiffbaustudenten im
Kampf gegen den globalen Hunger
Fotos: Rene Schulthoff, European Union Naval Force Operation Atalanta, Illustration: fotolia
Beide studieren Schiffbau, sie waren aktiv in der Fachschaft Schiffbau und im Studentenparlament. Beide sind leidenschaftliche Segler, lieben das Abenteuer. Beide haben im Sommer
in den Semesterferien etwas ganz und gar Außergewöhnliches gemacht: Der eine rettete
Flüchtlinge vor der Küste Libyens. Der andere begleitete als Marineoffizier im Golf von Aden
UN-Nahrungsmitteltransporte auf ihrem Seeweg nach Somalia und Jemen und durchsuchte
Handelsschiffe nach Waffen. Beide hat spektrum zu ihrer Motivation, ihren Erlebnissen
und ihren Zukunftsplänen befragt.
Jan Drumm (26) aus Andernach am Rhein hat
vor der Küste Somalias im Auftrag der Vereinten Nationen Handelsschiffe nach Waffen durchsucht. Der Offizier der
Bundesmarine, der an der TU Hamburg Schiffbau studiert, ist
verpflichtet, in den Semesterferien in seinem Beruf zu arbeiten.
Deshalb war er als Mitglied eines zwölfköpfigen Teams für die
Bundesmarine am Horn von Afrika auf Schiffen der EU sowie UN
im Einsatz.
Till Rummenhohl (24) aus Göttingen hat an
Bord der „Aquarius“ Flüchtlinge gerettet, die in
Schlauch- und Holzbooten hilflos vor der Küste Libyens trieben. Er war Mitglied eines zehnköpfigen SAR-Teams (Search
and Rescue) von „SOS Méditerranée (Organisation zur Rettung
Schiffbrüchiger im Mittelmeer), das in Kooperation mit dem
Verein Ärzte ohne Grenzen auf einem Schiff der Bremer Reederei Hempel Shipping unterwegs war.
Wie kommt man auf die Idee, in den Semesterferien drei Monate lang Schiffe im Indischen Ozean
nach Waffen zu durchsuchen beziehungsweise
Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten?
Europa. Ich habe in Hamburg oft mit Flüchtlingen gesprochen
und viel zum Thema gelesen. Die Monate zwischen meinem
Bachelorabschluss und dem Beginn des Masterstudiums
wollte ich nutzen, um seemännische Erfahrung zu sammeln. Als
ich dann über eine Freundin erfuhr, dass mit „SOS Méditerranée“ eine Nichtregierungsorganisation mit einem großen Rettungsschiff im Mittelmeer operiert, habe ich mich bei dieser für
einen Einsatz beworben.
Jan Drumm: Die Marine hat ein großes Interesse, Schiffbauingenieure einzusetzen. Diese Nachfrage deckt sich mit
meinem persönlichen Interesse, das im Schiffbaustudium erworbene theoretische Wissen in der Praxis am System Schiff
anwenden und dadurch mein Wissen vertiefen zu können.
Unser Einsatz im Sommer erfolgte im Auftrag der UN im Rahmen des Welternährungsprogramms. Zum einen haben wir
Schiffe nach Waffen durchsucht und zum anderen von der UN
organisierte Nahrungsmitteltransporte Geleitschutz gegeben.
Jeder der zahlreichen Einsätze war im EU-Hauptquartier
London mit Unter- stützung von Vertretern der UN vorbereitet
worden. In den vier Monaten bin ich von London zum jeweiligen Einsatzort in Afrika geflogen, um im Golf von Aden an
Bord eines der Schiffe zu gehen.
Till Rummenhohl: Seit ich als 15-Jähriger in der Schule eine
Facharbeit über die Flüchtlingsroute im Mittelmeer geschrieben
habe, beschäftige ich mich mit der Migration von Afrika nach
Dieses Mädchen konnte gerettet
werden. Till Rummenhohl hilft dem
Kind an Bord der Aquarius.