TUHH Spektrum Oktober 2016 | Page 19

OPEN ACCESS Qualitätsstandard wissenschaftlicher Publikationen in Gefahr ?

Wissenschaftliche Literatur sofort und von überall abrufbar lesen zu können , dies verspricht Open Access . Doch wer prüft die Qualität der ins Netz gestellten Beiträge , wenn diese wichtige Aufgabe nicht mehr von Experten anerkannter Fachjournale durchgeführt wird ? Der Beweis , dass Open Access auch dies garantieren kann , muss offenbar noch erbracht werden . spektrum bat TUHH-Professoren um Ihre Meinung zu diesem aktuellen Thema in der Wissenschaft .
Fotos : TUHH
„ Ich bin generell für Open Access . Es ist der erklärte Wille der TUHH , Open-Access-Publikationen zu fördern . Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert ( fordert ) dies . Ein Problem sehe ich jedoch noch darin , dass der so genannte Review Process und damit die Qualität der Beiträge nicht stattfindet , wie dies bei Publikationen in Fachverlagen gefordert wird . Weiterhin verlangen viele Verlage für die Veröffentlichung Geld , was aus den Institutsmitteln teilweise nicht aufzubringen ist . Am Institut für Massivbau veröffentlichen wir längst mit unseren Berichten über Versuche und den Dissertationen sämtliche Forschungsergebnisse , so dass jedermann diese weiter verwenden kann . Insofern machen wir derzeit schon ' Open Access '.“ Günter Rombach , Institut für Massivbau
„ Ich unterstütze Open-Access- Publikationen als Leser und als Autor trotz der damit verbundenen Investitionen . Fakt ist , dass die Kosten für die Publikation in Open-Access-Journalen stark gestiegen sind . Daher habe ich 2016 aus Kostengründen doch erneut Publikationsentwürfe bei klassischen Journalen einreichen müssen . Generell aber gilt : Den Stand des Wissens kann nur derjenige erkennen , der den Zugang zum publizierten Wissen auch bezahlen kann . Ansonsten wird nur die Teilmenge des finanzierbaren Wissens ermittelt . Ehrenamtliche oder durch Steuergelder finanzierte Begutachtung ist fragwürdig , wenn Gutachter mangels Finanzierbarkeit selber keinen Zugang zu den betreffenden Journalen besitzen . Wichtig ist das Recht , publizierte Artikel in Zweitversion auf der eigenen Website kostenfrei zur Verfügung stellen zu dürfen .“ Rolf-Rainer Grigat , Arbeitsgruppe Bildverarbeitungssysteme
„ Ich bin ein großer Freund des Open-Access-Gedankens . Ergebnisse öffentlich geförderter Forschung sollten öffentlich zugänglich sein . Bei Zeitschriften ist allerdings auch die Reputation wichtig , die aber neue / manche Open-Access-Journalen erst noch erlangen müssen . Hinzu kommt das Problem , dass es unter den vielen neuen Open-Access-Journalen schwarze Schafe zu geben scheint , die nur einen Begutachtungsprozess pro forma durchführen und letztlich gegen Bezahlung veröffentlichen .“ Benedikt Kriegesmann , Entwurfs- und Berechnungsmethoden für hybride Flugzeugstrukturen am Exzellenzkolleg der TU Hamburg
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