KOPFSALAT Ausgabe 17 (05/2014) | Page 4

4 Schwerpunktthema ALLES BANANE Der Weg vom Anbau der Banane bis in den Einkaufskorb des Verbrauchers 1 DIE ERNTE IN MITTEL- UND SÜDAMERIKA In der Regel enthält eine Frucht umso mehr Aroma, je länger sie an der Pflanze ausreift. Nicht so die Banane, die muss nämlich grün geerntet werden. Ließe man die Früchte zum Reifen an der Pflanze hängen, würden sie aufplatzen und nicht süß, sondern mehlig schmecken. Zwei Männer sind notwendig, um das etwa 35 bis 50 kg schwere Bananenbüschel zu ernten. Mit einer Machete wird das Büschel gekappt und vorsichtig – weich gelagert auf einem Schulterkissen – zum Transporthaken einer Seilbahn gebracht. Die Seilbahnen durchziehen die Plantagen und bringen die grünen Büschel zur Packstation. Der schwebende Transport nimmt nicht nur den Männern schwere Arbeit ab, sondern schützt auch die äußerst sensible Frucht vor Druck und Stoß. 2 IN DER PACKSTATION Sobald die Bananenbüschel die Verpackungsstation erreicht haben, beginnt eine gründliche „Reisevorbereitung“. Zunächst wird die Qualität der Bananen beurteilt. Bananen, die nicht den vorgegebenen Richtlinien entsprechen, werden aussortiert und auf dem lokalen Markt verkauft. Dann werden die einzelnen „Hände“ von den Büscheln geschnitten und in ein Wasserbad gelegt. Die Bananenbüschel enthalten viel Latex, also Naturkautschuk. Das „Ausbluten“ der Banane an der Schnittstelle muss durch kaltes Wasser gestoppt werden, da Latex in der Schale wichtig für eine gleichmäßige Nachreife ist. Danach werden die Bananenhände in kleinere Fingergruppen, sogenannte „Cluster“, mit vier bis acht Bananen zerteilt. Ein weiteres desinfizierendes Duschbad schließt sich an, die Markenetiketten werden aufgeklebt und die Qualitätsbananen in Kartons verpackt. Von allen Packstationen geht der Transport sofort in den Hafen. DIE 4 BEKANNTESTEN BANANENSORTEN Zur Gattung der Bananengewächse zählen über 1.000 tropische und subtropische Arten, kommerzielle Bedeutung haben jedoch nur etwa 20 Sorten. Die vier bekanntesten stellen wir Ihnen im Folgenden vor: BABYBANANE | Die kleine Banane – auch Fingerbanane genannt – wird hauptsächlich in Kenia und Südamerika angebaut. Sie ist sehr aromatisch und süßer als die milde Cavendish-Banane. Babybananen sind nur etwa 10 cm lang und haben eine dünne, gelbe Haut. DESSERTBANANE | Von den ca. 400 Sorten der Dessert- oder Obstbananen wird bei uns hauptsächlich die geschmacklich sehr milde Sorte Cavendish angeboten. Als Exportbanane für Europa und die USA wird sie in Mono- kulturen u. a. in Ecuador, Costa Rica, Honduras, China und auf den Philippinen angebaut. Bis in die 1950er-Jahre war die viel süßere Sorte Gros Michel die meistexportierte Banane, doch die Pflanzen wurden immer häufiger von der Panamakrankheit befallen – einem Pilz, der die Pflanze von innen verschimmeln ließ. Die Cavendish-Banane zeigte sich dagegen robuster und löste die Gros Michel ab. FASERBANANE | Die von den Philippinen und Borneo stammende Bananensorte wird wegen ihrer sehr festen Faser für die Textilverarbeitung verwendet. Die Faser ist auch unter dem Begriff Manilahanf bekannt. Die Früchte sind nicht zum Verzehr geeignet, man verwendet nur die Blätter und Staudenfasern. Das daraus hergestellte widerstandsfähige Gewebe wird zu Seilen, Fischernetzen oder Säcken verarbeitet. MEHL- UND KOCHBANANE | Mehl- und Kochbananen sind roh ungenießbar. Gekocht, gebraten oder gebacken werden sie als Beilage zu Fisch oder anderen herzhaften Speisen gereicht. In tropischen Ländern haben sie eine ähnliche Bedeutung wie bei uns die Kartoffel. Außerdem wird aus diesen Sorten Bananenmehl oder Trockenobst hergestellt. Die Farbe der Schale reicht von Grün über Gelb bis Rot.